Die menschliche Dimension:
Fenster der Möglichkeiten
Dieses Fotoprojekt wurde ins Leben gerufen, um daran zu erinnern: Jede Entlassung aus einem belarusischen Gefängnis ist kein politischer Punktgewinn und keine Zahl in einer Statistik — sondern ein Mensch, dem das Leben und die Freiheit zurückgegeben wurden.
In den Jahren 2024–2025 führten humanitäre Verhandlungen zur Freilassung Dutzender politischer Gefangener in Belarus. Zum ersten Mal seit Langem schien eine breitere Welle von Entlassungen möglich. Jede einzelne Person, die frei kam, nutzte ein schmales Fenster der Gelegenheit — geöffnet durch Dialog und getragen von der Idee menschlicher Würde.
Dieses Fotoprojekt hält genau diesen Moment fest. Es zeigt Menschen, die ihre Stimme erhoben, dafür einen hohen Preis zahlten und zu Symbolen der Repression gemacht wurden. Unser Ziel ist es, ihnen ihre Subjektivität und Menschlichkeit zurückzugeben. Wir wollten die Menschen sehen — nicht das Trauma: ihre Widerstandskraft, ihre Fähigkeit zur Freude, ihren Wunsch, neu zu beginnen.
Während der Fotoaufnahmen sprachen sie kaum über Politik oder Gefängnis. Stattdessen erzählten sie von Dingen, die nun wie ein Privileg sich anfüllen: von ihrer Familie, vom Blick in den offenen Himmel, von ihren Häusern und Wohnungen, über die sie mit tiefer Wärme und Sehnsucht sprechen. Ihre leisen, oft strahlenden Gesichtsausdrücke zeigen, was Freiheit wirklich bedeutet.
Das ist keine Geschichte über Leid — es ist eine Geschichte über die tiefe menschliche Fähigkeit, nach einer Tragödie weiterzugehen.
Diese Menschen sind nun frei und beginnen ihr Leben neu aufzubauen. Doch Tausende sitzen weiterhin in Haft. Auch sie brauchen diese Chance.
Europa steht nun vor seinem eigenen entscheidenden Zeitfenster. Der humanitäre Weg für Freilassungen ist geöffnet — und der nächste Schritt liegt bei der Europäischen Union: Werte in konkretes Handeln zu übersetzen und weiteren Gefangenen in Belarus die Chance auf ein freies Leben zu geben, in ihrer Heimat, in ihrem eigenen Land. Europa sollte dabei nicht nur geopolitische Zusammenhänge sehen, sondern vor allem die Menschen, in deren Namen es handelt.
Diese Ausstellung ist eine Einladung, die menschliche und humanitäre Dimension dieses Themas ins Zentrum zu rücken. Es geht nicht um „Druckmittel“ oder Verhandlungsmasse — es geht um Menschen, deren Leben gerettet werden müssen.
